Verzinsliche Wertpapiere: Grundlagen zur Verzinsung

Für die Geldanlage gibt es viele Angebote an verzinslichen Wertpapieren. Wollen Sie solche festverzinslichen Wertpapiere kaufen, finden Sie hier wichtige Punkte, die zu beachten sind.

Was ist ein verzinsliches Wertpapier?

Der Definition nach sind verzinsliche Wertpapiere (auch Anleihen, Schuldverschreibungen oder Obligationen - auf Englisch Bonds - genannt) die Sammelbezeichnung für alle Wertpapiere mit einem festen oder variablen Zinssatz und einer vereinbarten Laufzeit sowie einer vorgegebenen Tilgungsform.

Verzinsliche Wertpapiere werden von verschiedenen Emittenten angeboten: vom Staat oder Gebietskörperschaften (staatliche Anleihen, Kommunalanleihen), von Kreditinstituten (Bankschuldverschreibungen und Pfandbriefe) oder von Nichtbanken (Unternehmensanleihen). Diese Wertpapiere ermöglichen dem Emittenten die Beschaffung von langfristigen Finanzierungsmitteln. Der Käufer einer Schuldverschreibung ist der Gläubiger und besitzt eine Geldforderung gegenüber dem Emittenten der Schuldverschreibung. Er gibt dem Emittenten damit eine Art Kredit. Hierfür erhält der Käufer eine Verzinsung. Je nach Vereinbarung über die Laufzeit und die Tilgungsform wird dem Käufer durch den Emittenten sein Geld zurückgezahlt.

Die verzinslichen Wertpapiere verbriefen in einer Urkunde die Ansprüche des Käufers. Die Verbriefung kann in Form einer Sammelurkunde oder in Form einer Urkunde mit bestimmten Nennwerten, sogenannten effektiven Stücken, erfolgen.

Bevor Sie verzinsliche Wertpapiere kaufen, sollten Sie sich über die Laufzeit, den Zinssatz und die Tilgung beraten lassen.

Laufzeit

Die Laufzeit ist der Zeitraum zwischen dem Beginn der Verzinsung und der Fälligkeit des verzinslichen Wertpapiers. Es wird unterschieden nach kurzfristigen Anleihen mit einer Laufzeit bis zu vier Jahren, mittelfristigen Anleihen mit einer Laufzeit zwischen vier und acht Jahren und langfristigen Anleihen mit einer Laufzeit von mehr als acht Jahren.

Die Laufzeit stellt ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Geldanlage dar. Es ist hierbei zu beachten, dass in Zeiten niedriger Zinsen, in denen allerdings kurz- oder mittelfristig mit einem Zinsanstieg zu rechnen ist, eine Anlage in langfristigen Schuldverschreibungen nicht sinnvoll erscheint. Denn beim Abschluss einer langfristige Schuldverschreibung mit festgelegtem Zinssatz können Sie bei zukünftig steigenden Zinsen von der Zinsentwicklung nicht profitieren, da für Ihre Schuldverschreibung die Verzinsung (langfristig) bereits festgelegt ist.

Verzinsung

Der Käufer erhält vom Emittenten auf sein eingesetztes Kapital eine Verzinsung, die fest oder variabel sein kann. Die sogenannten Festzinsschuldverschreibungen haben während der gesamten Laufzeit eine gleich bleibende feste Verzinsung. In der Regel wird dieser Zins jährlich gezahlt.

Schuldverschreibungen mit einem variablen Zinssatz werden Floater genannt. Sie gewähren keinen festen, sondern einen variablen Zinsertrag. Nach jeder vereinbarten Zinsperiode, beispielsweise drei, sechs oder zwölf Monate, wird der Zinssatz für die neue Zinsperiode festgelegt. Es gibt vielfältige variabel verzinsliche Anlageformen. In der Regel orientiert sich der Zinssatz dieser Geldanlagen an einem Geldmarktzinssatz, beispielsweise dem EURIBOR oder dem LIBOR.

Es gibt auch Nullkupon-Anleihen, sogenannte Zero-Bonds, die nicht verzinst werden. Der Ertrag ergibt sich hier aus der Differenz zwischen dem Rückzahlungskurs und dem Kaufpreis. Der Anleger bekommt demnach nur eine einzige Auszahlung.

Währung

Der Käufer von verzinslichen Wertpapieren kann seine Geldanlage nicht nur in Euro (EUR-Anleihen) vornehmen, sondern auch in jeder anderen ausländischen Währung (Fremdwährungsanleihen). Er spekuliert damit möglicherweise auf höhere Zinserträge, trägt allerdings das Währungsrisiko.

Je nachdem ob der ausländische Währungsmarkt Investitionen ausländischer Anleger in seinem Markt benötigt, werden Wertpapiere angeboten, die im Vergleich zu Euro-Papieren höher verzinst werden. Damit sollen Anleger für ein Investment in der entsprechenden ausländischen Währung angelockt werden.

Zum Beispiel können Geldanlagen in Wertpapiere in Schweizer Franken eine höhere Verzinsung erzielen als Geldanlagen in Wertpapiere in Euro. Der Käufer, der ein entsprechendes schweizerisches Wertpapier erwerben möchte, muss dies in der Währung des Schweizer Franken tun, also faktisch zunächst Schweizer Franken erwerben, um dann damit das schweizerische Wertpapier kaufen zu können. Nach Ablauf der Laufzeit des schweizerischen Wertpapiers erfolgt die Rückzahlung ebenfalls in Schweizer Franken. Steigt der Schweizer Franken, erhält der Käufer bei der Rückzahlung des schweizerischen Wertpapiers einen höheren Betrag in Euro zurück, als er beim Erwerb des Wertpapiers eingesetzt hat. Damit hat der Käufer einen zusätzlichen Ertrag, also eine höhere Rendite, erzielt. Fällt der Schweizer Franken, reduziert sich auch die Rendite des Käufers.

Tilgung

Die Tilgung von verzinslichen Wertpapieren kann sowohl über festgelegte als auch über außerplanmäßige Rückzahlungen erfolgen. Die planmäßige Rückzahlung erfolgt in einem vorab festgelegten Rahmen.

Die Festzinsanleihe (Standardanleihe) hat einen festgelegten Zinswert über die gesamte Laufzeit. Bei sogenannten Annuitäten-Anleihen erfolgt die Tilgung nicht in einer Summe am Ende der Laufzeit, sondern nach und nach in mehreren gleichbleibenden Raten. Bei sogenannten Auslosungsanleihen wird die Tilgung zu unterschiedlichen Zeitpunkten vorgenommen. Dabei wird vom Emittenten ausgelost, welche Wertpapiere fällig und damit zum nächsten Rückzahlungstermin zurückgezahlt werden.

Bei der außerplanmäßigen Rückzahlung wird in den Wertpapierbedingungen festgelegt, dass der Käufer oder der Emittent ein vorzeitiges Kündigungsrecht haben, das an bestimmte Bedingungen geknüpft ist.

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