Guten Tag,
mein Freund hat mit seiner Ex eine Tochter, er zweifelt auch die Vaterschaft nicht an. Dennoch besteht bzw. liegt immer noch keine Vaterschaftsanerkennung vor. Und er zahlt trotzdem den Unterhalt, den das Jobcenter verlangt. Da war sie ganz schnell und legte ihn als Vater vor. Sie kennt sich ja aus, hat es bei drei anderen Kindern und deren Vätern auch so gemacht. Bei jeder Kleinigkeit erpresst sie meinen Freund nun. "Du hast keine Rechte", "da siehst du sie gar nicht mehr", "und wenn deine Freundin da ist, bekommst du sie nicht", "wenn das Geld nicht kommt, ist Ruhe" und "wenn ich heirate, adoptiert meiner die Kleine, da kannst du sie ganz vergessen" usw. Ständig kommen solche Nachrichten.
Er hat Angst, noch mehr Geld zahlen zu müssen, also lässt er es mit sich machen. Ich kann es nicht mehr mit ansehen, da mir die Kleine genauso wichtig ist wie er. Aber mit ihrem Gehetze und Gedrohe macht sie die Kleine psychisch kaputt und meinen Freund seelisch erpressbar. Was kann ich tun, um ihm zu helfen, dass das aufhört?
das ist eine klassische und leider sehr häufige Situation von narzisstischem Missbrauch, der Ihr Freund da ausgesetzt ist. Ich verstehe, Sie wollen Ihrem Freund helfen, aber die folgenden Schritte muss Ihr Freund beherzigen und durchführen:
1. Dokumentieren Sie sofort alle diese Nachrichten. Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, emotional zu antworten, sondern äußern Sie sich nur rein sachlich zu den Terminen mit der Tochter und andere Belange, die das Kind betreffen. Antworten Sie gar nicht auf Erpressung.
2. Leiten Sie sofort Schritte ein, um Ihre Rechtslage als Vater abzusichern. Eine freiwillige Vaterschaftsanerkennung bei Ledigen ist nur mit der Zustimmung der Mutter möglich, was diese wohl verweigern würde, wenn man sie fragt. Also müssen Sie eine Klage zur Vaterschaftsfeststellung beim Familiengericht stellen. Dazu brauchen Sie einen Anwalt, der Ihnen auch alle weiteren Optionen zu Umgangsrecht und Sorgerecht erklären kann. Die Mutter nicht einweihen. Wenn ihr die Klage zugestellt wird, wird es wieder Angriffe und Drohungen hageln. Nicht einschüchtern lassen, nicht reagieren. Umgangsrecht haben Sie als Vater immer und bei so einer Mutter sollte auch das besser gerichtlich festgelegt werden, das heißt wann, wie lange, wo usw., so dass keine großartigen Absprachen mit der Mutter mehr nötig sind und damit auch keine Erpressungen mehr möglich sind. Dann ist ihr Handlungsspielraum nämlich eingeschränkt und sie verstößt gegen ein Gerichtsurteil, wenn sie sich nicht daran hält. Also den Umgang komplett vom Gericht festlegen lassen, wäre dann der zweite rechtliche Schritt mit dem Anwalt nach der Vaterschaftsanerkennung. Die Notwendigkeit dessen wird dem Gericht klar sein, wenn Sie ihm die dokumentierten Nachrichten der Mutter aus Schritt 1 vorlegen.
3. Um psychisch zu verstehen, was da vor sich geht, und wie Sie sich verhalten, stärken und schützen können, informieren Sie sich in seriösen Quellen (zum Beispiel im Blog von Sven Grüttefien und im YouTube-Kanal von Artemis Sengstock) über narzisstischen Missbrauch und "gemeinsames Kind mit einem Narzissten". Wenn Sie gut Englisch können, suchen Sie entsprechende Inhalte mit "Co-Parenting". Ihre psychische Verfassung und klare Grenzen sind das A und O, damit die Angriffe aufhören und sich eine Regelung einspielen kann.
Sie haben ja schon festgestellt, dass das für die Mutter ein Spiel ist, bei dem sie ständig die Spielregeln ändert, wenn sie dazu die Möglichkeit hat. Sie müssen also einerseits die Spielregeln von einem neutralen Dritten, vom Gericht, festlegen lassen und sich andererseits psychisch in eine Lage versetzen, dass die Angriffe Sie nicht mehr emotional aus der Bahn werfen und erpressbar machen. Beides geht Hand in Hand und bedingt sich gegenseitig. Nur so ist die Situation irgendwann erträglich und auch für Ihre neue Beziehung keine allzu große Belastung.